1. Aufbauübung des HW-Schutzes

Sonnig und einigermaßen heiß ging es bei der 1. Aufbauübung des Hochwasserschutzes, am 7. und 8. April 2010, her. 850 m gingen in den Vollaufbau, wobei hier die Zeitvorgaben um einiges unterschritten worden sind. Die Zahlen sprechen für sich!

Mittwoch, 7. April 2010, 16:00 Uhr Ortszeit, Herr Werner Hartung blickt auf seine Uhr: „Und los!“ Der Bauleiter der Firma IBS, Werner Hartung, gibt klare Zeitvorgaben: „In sieben bis acht Stunden müssen diese 850 m stehen! Wir schaffen das“, gibt er mit einem kleinem Lächeln bei.

Seit dem Vormittag wurden die Steher, Stützen und Dammbalken per Tiefladeanhänger herangeschafft und entlang der Mauer aufgelegt. Ziel war es laut der Ausschreibung der Fa. IBS, die das mobile Aluminium HW-Schutzsystem gebaut hat, einen Vollaufbau von der Straße weg zu bewerkstelligen. In weiteren 2 Etappen werden heuer noch der Hochwasserschutz in Joching und Wösendorf aufgebaut. Die Zeitvorgaben wurden zur vollsten Zufriedenheit unterschritten. Nun muss nur mehr kontrolliert werden, ob alles passt und sämtliche Teile vorhanden sind. Denn wir sprechen hier von einer Stückzahl von 10.000 Einzelteilen. Fehlt ein Element oder Steher, ist der Hochwasserschutz wirkungslos.

Geplant wurde der komplette Flutschutz von dem Ziviltechnikerbüro Retter & Partner, gemeinsam mit den verantwortlichen der Gemeinde. Die Baumaßnahmen an der 2,918 km langen Strecke führte die Firma STRABAG durch. Die Lagerhalle wurde von der Fa. PORR errichtet. Dem Ganzem gab das Architektenbüro Mag. Thomas Tauber ein Gesicht. 27,2 Millionen Euro verschlang das Megaprojekt. Weitere solcher Schutzbauten werden in den nächsten Jahren in der Wachau folgen.

Technische Details: IBS Mobiles Aluminium Hochwasserschutzsystem

1419 Steher und Stützen – 5 verschiedene Arten:

60 Stk. MS5 3,5 m 185 kg
1 Stk. Winkelstütze 90° 1,25 m 490 kg
3 Stk. Winkelstütze 115° 1,25 m 380 kg
151 Stk. MS4 2,5 m 94 kg
283 Stk. MS3 2,25 m 88 kg
159 Stk. MS2 2 m 73 kg
180 Stk. MS1 1,5 m 53 kg
582 Stk. MS7 2 m 44 kg
5978 Stk. Mauer-Dammbalken 3,6 m 21,6 kg
1407 Stk. Durchgang-Dammbalken 2,75 m 16,2 kg

Die Lagerung erfolgt in einer eigens dafür gebauten Lagerhalle zwischen Joching und Wösendorf. Sämtliche Paletten sind eindeutig farblich und schriftlich gekennzeichnet und somit leicht erkennbar. Auch das durchdachte Konzept der Lagerung ermöglicht jederzeit Zugriff auf die nach Aufbauphasen geordneten Paletten.

Bis zu einem 100-jährlichen Hochwasserereignis ist der Flutschutz konzipiert. Schon allein mit der Mauerhöhe von 85 cm werden 60% aller Hochwässer abgehalten.
Sollte es zu einem Ernstfall kommen ist der Aufbau in 5 Phasen, laut Einsatzplan, eingeteilt. Bei der 1. Phase zum Beispiel, „rot“, werden alle Durchlässe geschlossen und ist mit einer niedrigen Mannschaftsanzahl und geringem Zeitaufwand zu erledigen. Jede aufgebaute Phase ist immer mit 0,5 m über der Prognose angesetzt. Sollte Phase 2 angeordnet werden, können je nach Bedarf von Einsatzkräften, laut Einsatzplan, auf mehrere Hinterlandfeuerwehren, die in Reserve stehen, zugegriffen werden (Habruck, Groß Heinrichschlag, Weinzierl/ Walde, Nöhagen, Stixendorf, Ostra, Reichau). Auch das Österreichische Bundesheer ist mit 3 LKW und 6 Mann integriert und je nach Bedarf steigerbar. Die Einsatzleitung trägt der Bürgermeister mit den 3 Feuerwehrkommandanten die jeweils einen Einsatzabschnitt, also jeder seine Katastralgemeinde, leiten. Vor Ort und in den Einsatzleitungsräumen des Hochwasserschutzlagers wird die Einsatzleitung ihre Arbeit aufnehmen.

Die Reihenfolge der Trupps pro Aufbauphase:

Bei Notwendigkeit der 1. Phase setzt sich ein Voraustrupp mit 2-3 Mann in Bewegung und entfernt die nötigen Blindschrauben. Die Buchse wird mit Druckluft gereinigt. Währenddessen werden die Durchgangssteher mit Tiefladeanhänger herangeschafft und mit Hilfe eines Krans oder Stapler aufgestellt. Pro Feuerwehr wird hier 1 Tiefladeanhänger angekauft. Die Befestigung erfolgt immer zuerst wasserseitig, da sich der Steher dann selbstständig zentriert. Es ist auch nicht möglich einen Steher falsch zu positionieren oder an einer anderen Stelle anzuschrauben. Pro Verschraubungs-Trupp sind 2 Mann eingesetzt. Gearbeitet wird hier mit Power – Hilti-Akkuschrauber mit 250 kn pro Umdrehung. Danach werden schon die ersten Dammbalken eingeschoben und mittels Verspannschlitten nieder geschraubt, damit die unterste Dichtung auf ca. 30 mm nieder gepresst wird. Je nach weiterer Prognose kann jederzeit Phase 2 – 5, Mauersteher setzen und Dammbalkenerhöhungen, eingeleitet werden.

Am 2. Übungstag, Donnerstag, musste von den freiwilligen Kräften nebenbei ein Einsatz abgearbeitet werden. Ein Sattelzug verirrte sich in eine zu schmale Straße (Einsatzdauer rund 6 Stunden). 2 weitere Blechschäden wurden am Mittwochabend gemeldet. Auch die Verkehrsführung durch die Umleitungsstrecke wurde von der Feuerwehr mit 2 Verkehrsreglern unterstützt. Bereits schon um 11:00 Uhr, nach Pressetermin und Interviews, konnte mit dem Abbau begonnen werden. Die für Freitag noch vorgesehene Straßensperre der B 3 in Weissenkirchen, konnte somit Donnerstagabend aufgehoben werden.

Neben vielen lobenden Worten aller Verantwortlichen, zollte auch Herr Bürgermeister DI Toni Bodenstein allen Helfern großen Respekt: „Tolles wurde hier geleistet! Gute Zusammenarbeit innerhalb der Feuerwehren mit den freiwilligen Helfern aus der Bevölkerung hat man hier spüren können! Ab jetzt kann Weissenkirchen ruhiger schlafen!

Zum Abschluss der Arbeiten am Weissenkirchner Hochwasserschutz stellte sich dem leitendem Team noch eine schwierige Frage: Wer räumt das alles wieder weg und reinigt die Elemente? Einfach beantwortet: Abbau und Reinigungsarbeiten werden die Feuerwehren gemeinsam mit dem Bundesheer, Bauhofmitarbeiter und Ortsbevölkerung durchführen, also diejenigen die aufbauen. Nach der Grobreinigung mittels Hochdruckrohr und/ oder Normaldruckrohren werden die Elemente wieder auf die Paletten geschlichtet. Da zwischen den einzelnen Balken Abstandseinlagen verwendet werden, werden sämtliche Paletten vor der Lagerhalle nochmals gereinigt und eingelagert. Auch an eine gute Durchlüftung zur Trocknung wurde beim Bau der Halle geachtet.

Ein großes Lob gilt den 3 Freiwilligen Feuerwehren Wösendorf, Joching, Weissenkirchen und der helfenden Ortsbevölkerung für die außerordentlich gute Zusammenarbeit und Effizienz! Nicht nur für diese 2 Tage, sondern auch für das ganze Einsatz- und Übungsjahr hindurch!